Immer wieder erreichen mich Menschen, die in Beziehungen mit ungleichen Machtgefügen leben, in denen Abhängigkeiten herrschen und man von Opfer und Täter sprechen könnte. Opfer und Täter bzw. Abhängigkeitskonstellationen sehe ich in immer größerer Zunahme und das mittlerweile nicht nur in Partnerschaften. Diese Beobachtung bringt mich dazu, eine meiner wohl verletzlichsten und persönlichsten Erlebnisse mit Dir hier zu teilen. Leicht fällt es nicht, jedoch ist die Hoffnung größer, dass es eine Hilfe sein kann, Beistand leistet oder Dich ermutigt, zu Dir zu stehen.
Ich wende mich mit diesem Artikel an Menschen, die Ähnliches erlebt haben oder es emotional nachvollziehen können und möchte für sie damit eine Unterstützung bieten.
Wie im Kleinen so im Großen. Das ist das Gesetz der Entsprechung und gehört zu den sieben Gesetzen des Lebens.
Im Kleineren, also in einer Partnerschaft, erlebte ich, wie es ist, in einem sehr ungleichen Machtgefüge zu leben. Diese Entwicklung begann natürlich ganz woanders – nämlich mit Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch. Von dem anfänglichen Gefühl des Verliebt seins getragen, fühlte ich mich sicher und geborgen in der neu entstehenden Beziehung. Das Miteinander war beiderseits wertschätzend, respektvoll und bereichernd. Wir lebten gegenseitige Achtung, ähnliche Werte und gegenseitiges Wohlwollen. Mit der Zeit entwickelte es sich jedoch zu einer Strapaze, dann zu Begrenzungen, Zerstörung und Angst und endete schließlich in einer Diktatur mit Versklavung und Enteignung. Der Weg heraus war wie der Ausstieg aus einer Hypnose und nach dem Erwachen blieb Schreck und Scham in mir zurück. Zudem eine gehörige Portion Schuld. Wie hatte das alles passieren können? Warum habe ich das nicht gesehen? Ich habe mich viele Jahre damit auseinandergesetzt. Dort begann meine Reise der Selbstheilung.
Vor Kurzem habe ich eine Reportage gesehen, die zeigte, wie Verhaltensexperimente an Menschen gemacht wurden. Ziel war die Erforschung, wie Menschen gefügig gemacht werden können und physisch und psychisch geschwächt werden können. Dabei fielen mir erschreckend viele Parallelen zu meiner damaligen Beziehung auf. Ich konnte unter diesen Aspekten noch besser verstehen, welche Mechanismen am Werk waren und zu dieser Lebenssituation geführt haben. Mir fiel allerdings noch viel mehr auf. Nämlich fand ich von diesen schwächenden Ereignissen genug Beispiele, die auch in Gesellschaften vorzufinden sind.
Gewalt geht uns alle an, sie ist keine private Angelegenheit.
Zuerst einmal – die verschobene Normalität kam für mich nicht über Nacht, sondern es war ein schleichender Prozess über viele viele Monate. So schleichend und versetzt mit Manipulationen und anderen Hilfsmitteln, dass das Verblassen des einst Normalen nicht erkennbar war. Mit den Manipulationen etc. hatte ich viel zu viel zu tun, um sie zu verstehen oder zu entkräften, war geschockt davon, so dass ich gar nicht in der Lage war, mir über meine vergehende Normalitäten Gedanken zu machen.
Aber der Reihe nach. Der erste im Rückblick auffälligste Punkt war das Abwenden von anderen Menschen und die Konzentration auf die Partnerschaft. Das drehen umeinander und das Aufbauen einer eigenen Welt zu zweit hat die Basis geschaffen, den Raum gehalten, dass all das sich so entwickeln konnte, wie es es letztlich tat. Mein Partner schien für unsere Welt zu leben und staffierte sie aus. Seine Ablehnung gegenüber anderen Menschen in unserem Leben habe ich irgendwann nicht mehr hinterfragt, sondern blieb blind in der so schönen Welt zu zweit, es schien so besonders und einmalig. Dazu gehörten nur wenige und von ihn auserwählte Kontakten. Mit der Zeit wurde aus dieser Welt eine Isolation. Schleichend wandelte sich seine Ablehnung gegenüber anderen Menschen zu Abwertung, dann zu Unterstellungen bis hin zu Rufschädigung dieser Menschen in ihrem Leben und der Öffentlichkeit. Meine soziale Isolation war nicht nur auf den Austausch, also das Gedankliche bezogen, sondern auch auf das Räumliche. Wir lebten auf einem Bauernhof und irgendwann zog Kontaktverbot für mich zu anderen ein. Ich lebte die soziale Distanzierung. Natürlich nicht einfach so. All das baute aufeinander auf und der nächste tragende Pfeiler dabei, war die Angst vor einem übermächtigen Gegenüber. Mein immer größer werdender Selbstzweifel, der das erste Opfer war, war perfekter Nährboden dafür. Vergiss beim Lesen bitte nicht, nichts kam über Nacht. Alles entwickelte sich und es ähnelte einer Spinne, die langsam und gekonnt ihr Netz um mich spann und mich die Gefahr nicht erkennen ließ.
Da die Welt aus uns Zweien bestand und das Machtverhältnis ins Kippen gebracht wurde, dominierten ebenso die Themen, um die sich unsere Welt drehte. Die Interessen, die Gesprächsthemen und Lebenseinstellungen wurden schrittweise gesteuert und polarisiert, nämlich auf die Meinung meines Partners. Es ähnelte einer Gehirnwäsche. Und ich verlor mich Stück für Stück. Die Angst wurde immer wieder als Mittel benutzt, um mich zu führen. Sie wurde aufgebaut, anfangs durch Abwertung an meiner Person, irgendwann wurden Intrigen geschürt und Strafen hielten Einzug. Aus ignorieren und Geldentzug wurden Bedrohungen, die zu Handlungen wurden. Mein Vertrauen in mich und meine innere Stimme ging immer mehr verloren. Er gewann dafür an noch mehr Macht.
Die Abwertungen wurden gewaltiger. Demütigungen, weitere Verbote, Erniedrigungen verbaler und körperlicher Art trieben die kontinuierliche Zerstörung meiner sicheren inneren Instanz voran. Ich konnte meinem physischen und psychischen Abbau nahezu zusehen. All diese Maßnahmen der „Züchtigung“ (so würde ich es im Nachgang beschreiben), gab es so hochfrequentiert, dass es wie eine schlechte Karussellfahrt war, in der ich nicht mehr wusste, wo und wann ich aussteigen könnte. Gelegentlich gab es Momente der Hoffnung. Da blitzte plötzlich Verständnis und Fürsorger mir gegenüber in ihm hervor. Es war wie ein Kuchenkrümmel der Hoffnung, der etwas Kraft und Zuversicht brachte, dass sich alles zum Guten wenden würde. Mir wurde versichert, es wurde alles nur zu meinem Besten getan. Hier konnte ich von der Angst pausieren, bis die nächste Phase der Dominanz hervorbrach. Mir wurde an diesem Punkt langsam klar, was es bedeutet mit jemanden zu leben, der nicht nur egozentriert ist, sondern seine Macht durch Unterdrückung bezieht und das sogar braucht. Zudem erkannte ich, ich führte ein Leben mit einem Menschen, der Wahnphasen lebt. Rückblickend kann ich ein ganzes Wahnsystem erkennen und ich war mitten drin. Aus meiner involvierten Perspektive ohne Kenntnisse über psychologische Besonderheiten und Pathologien, gelang es mir damals nicht das zu sehen.
Einer meiner Fehler war meine Naivität und meine Abwehr, die Realität sehen zu wollen wie sie ist. Ich sehnte mich so sehr nach Liebe, dass ich die Alarmsignale übersah, sein Verhalten entschuldigt und schmälerte.
Ich kannte zudem bis dahin das „Böse“ nur aus Filmen. Wie gewaltig es erscheinen kann, gerade wenn es in Menschen hervorbricht, die Jenseits einer gesunden Psyche leben, war mir nicht klar. In mir gab es diese Boshaftigkeit nicht und ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie Kontakt zu solchen besonderen Gottesgeschöpfen gehabt. Alles daran war mir neu. Ich wollte es auch nicht wahrhaben, denn das erschüttert den Glauben an die Menschheit. Doch daran hielt ich mich fest, das war mein Lichtblick und es wurde zugleich mein Untergang. Ich lernte erst später daraus, was es heißt Unterscheidungsvermögen zu haben und anzuwenden.
Inmitten der Isolation und der aufsteigenden Zweifel, dass da draußen gute Menschen sind, mit denen ich mich verbinden kann, erschienen die Welt leer und ohne Zuflucht. So fand ich mich immer wieder ab, eingeschüchtert von den Drohungen, was mir geschehe, wenn ich mich nicht an seine Regeln halte, fügte ich mich. Menschen, die sich mir näherten und helfen wollten, waren ebenso ohnmächtig und wurden bedroht.
Der Glaube an Menschen, die das verstehen und wirklichen Schutz vor dem Wahnsinn bieten konnten und war bei mir nicht mehr gegeben.
Meine Versuche aus der Ohnmacht zu entkommen, wurden mit noch härteren Kontrollen und Maßnahmen beschränkt. Widerstand erschien zwecklos. So wurde ich immer weiter neu programmiert. Ich taumelte zwischen Hoffnungslosigkeit und gelegentlichen Funken der Hoffnung. Diese verschobenen Normalität von Angst und Gehorsam war Gewohnheit geworden. Was mich herausholte, war eine innere Überzeugung, die sich letztlich deutlich zeigte. „Aufgeben gibt es nicht“ . Danke Papa.
Nach der Beziehung haben mich immer wieder Menschen gefragt, wie mir das geschehen konnte. Ich kann nur sagen, der schleichende Prozess, der Wunsch gut zu sein, der Wunsch nach Liebe, das Festhalten am starren guten Bild der Menschen – all das waren Grundlagen. Ich reifte in meiner Eigenverantwortung, meiner Stärke und am Selbstwert. Die Defizite darin waren weitere Voraussetzungen, um in diese Situation zu geraten.
Immer mehr sehe ich, wie Menschen mit den oben im Text aufgeführten und markierten Gegebenheiten zu tun haben und sie zu ihrem Alltag werden. Ich weiß, dass Isolation, Meinungssteuerung, Freiheitsbeschränkung, Kontrolle bis Entmündigung absolut schwächend wirken.
Wenn Du die dick markierten Stellen im Text auch in Deinem Leben vorfindest, wisse, all das schwächt und schädigt Dich. Du und Deine Gesundheit seid in Gefahr!
Als ich an den Punkt des Wachwerdens kam, begann ich die ersten eigenmächtigen Schritte zu unternehmen. Scham war dabei eine riesige Blockade. Die Scham kann so hemmend sein, dass man in dieser Situation verharrt. Sie ist eine meiner Kernanliegen, weshalb ich meine Geschichte teile. Du bist nicht allein! Du bist kein Einzelfall!
Mit Deinem Schritt aus der Situation beginnt eine neue Reise. Dein Weg wird individuell sein.
Was dabei hilft kann ich nicht verallgemeinernd sagen, nur soviel, dass es für mich um Beziehungsarbeit geht. All Deine Beziehung wie z. B. in der Familie, in der Partnerschaft, in der Gesellschaft gehören dazu. Alles was sich dort zeigt, zeigt auf Dich, auf Dein Inneres, Deine Gedanken und Wunden. Denn letztlich gibt es eine Beziehung, auf die das Außen aufbaut – das ist die Beziehung zu Dir selbst!
Beginne bei dir! Gestalte dein Leben mit Liebe, Mitgefühl und Mut. Sei Dir sicher, Du hast das Recht auf Freiheit. Lege Angst vor Autoritäten ab, steige aus den Abhängigkeiten aus, werde wach.
Bleibe kritisch und bei Deiner inneren Stimme. Wenn sie Alarm schlägt, schau dahinter, was zeigt sich dort? Stell Dir Fragen. Welche Wunden kommen zum Vorschein? An was erinnert Dich der Schmerz? Wie bist Du aufgewachsen? Wie wurdest Du geprägt? Durch wen wurdest Du geprägt und was hat derjenige damit (unbewusst) beabsichtigt? Was brauchst Du? Was wünschst Du Dir und was ist dafür notwendig? Dein Kompass funktioniert und wird Dich zum Ganz-sein führen.
Tausche Dich mit Menschen aus, mit denen die Gespräche aufbauend und bereichernd sind. Jeder Mensch auf dieser Welt ist im Wachstum. Es ist gut sich zu helfen. Bedenke jedoch, kein Mensch kennt die höchste Wahrheit, wir geben nur unseren Entwicklungsstand wieder.
Und wisse, gerade als Mensch, der an das Gute glaubt, es gibt das Gute und Helle, so wie es das Dunkle gibt. Wir leben in der Dualität. Erkenne, mit wem Du sprichst und erkenne, wann Du Spielball von jemanden bist. Ich habe erkannt, dass es Menschen gibt, mit denen ich gerne in Verbindung bin und wir uns bereichern. Ich konnte also den Glauben an das Gute behalten und habe Unterscheidungsvermögen hinzugewonnen.
Deshalb mein Appell, hab Mut hinzusehen. Und zu Dir zu stehen. Bleib bei Dir und in der Liebe. Liebe heißt im Übrigen eben nicht, zu allem „Ja“ zu sagen. Beginn mit der Kultivierung der Selbstliebe und da gibt es nur ein elementares „Ja“ – das „Ja“ zu Dir!
Heile Deine Beziehung zu Dir selbst!
Wenn Du Dich auf diesen Weg begeben möchtest wende Dich Dir zu. Beginne Dich zu akzeptieren, wie Du bist. Lasse alle Deine Empfindungen, Gefühle und Gedanken da sein und nimm sie als Deine Wahrheit an. Damit stehst Du zu Dir. Was der erste Schritt in Richtung Heilung ist. Und daraus wirst Du Deine Wunden erkennen und den Weg finden, sie zu heilen. Hier kannst Du verschiedene Ansätze und Therapien zur Stärkung verwenden. Der Weg der Heilung ist eine Reise voller Wunder. Für mich war es die beste Entscheidung meines Lebens.
Wenn Du Dir dabei Hilfe wünschst, Du Dich aus dem Gefängnis Deiner Gedanken und Ängste befreien möchtest und Dich meine Art der Arbeit anspricht, bin ich sehr gerne für Dich da und begleite Dich ein Stück weit.
Wenn Du von häuslicher Gewalt betroffen bist, nutze die angebotenen Unterstützungen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen. Eine davon ist die telefonische bundesweite Beratungsstelle mit dem Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“, dass Du durchgehend unter 08000 116 016 erreichen kannst. Besprich Deine Situation, die Möglichkeiten der Hilfe und auch wie eine Trennungssituation für Dich sicher durchgeführt werden kann.
Während dem letzten Lockdown hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ein Codewort eingerichtet, um Menschen in Not eine unauffällige Kontaktmöglichkeit zu bieten. Mit dem Codewort Maske 19 wissen Apotheker, dass hier Hilfe gebraucht wird.
Anonym und kostenlos bekommen Kinder und Jugendliche Hilfe bei der „Nummer gegen Kummer“ unter 116 111.
Von Herzen wünsche ich Dir Mut, Hoffnung, Liebe und alles Gute!
Rika
P.S. Konfuzius sagt:
Um die Welt in Ordnung zu bringen, müssen wir zuerst die Nation in Ordnung bringen.
Um die Nation in Ordnung zu bringen, müssen wir zuerst die Familien in Ordnung bringen.
Um die Familien in Ordnung zu bringen, muss jeder von uns sein persönliches Leben in Ordnung bringen.
Um unser Leben in Ordnung zu bringen zu können, müssen wir unsere Herzen in Ordnung bringen.